Konsortium
Sprecher:innen: Ingeborg Zechner und Harald Heppner
Klaus Aringer ( klaus.aringer(at)kug.ac.at)
Simone de Angeles (simone.de-angelis(at)uni-graz.at)
Klaus-Dieter Ertler (klaus.ertler(at)uni-graz.at)
Robert Felfe (robert.felfe(at)uni-graz.at)
Harald Heppner (harald.heppner(at)uni-graz.at)
Sabine Jesner (s.jesner(at)hgm.at)
Alois Kernbauer (alois.kernbauer(at)uni-graz.at)
Rudolf Meer (Rudolf.Meer(at)ruhr-uni-bochum.de)
Christian Neuhuber (christian.neuhuber(at)uni-graz.at)
Yvonne Völkl (yvonne.voelkl(at)uni-graz.at)
Ingeborg Zechner (ingeborg.zechner(at)uni-graz.at)
Klaus Aringer
Die europäische Musikgeschichte des 18. Jahrhundert erweist sich als Gravitationszentrum, in dem viele ältere Einflüsse zum Höhepunkt und Abschluss gebracht sowie gleichzeitig unzählige, lange nachwirkende Neuerungen auf vielen Ebenen auf den Weg gebracht wurden. Im 18. Jahrhundert entstehen wesentliche Gattungen der Instrumentalmusik, wie Solokonzert, Sinfonie und Streichquartett neu, wird die Oper zum Forum kunstästhetischen Raisonnements wie Streits und es etabliert sich nach und nach neben der privaten eine öffentliche Musikausübung in zunehmend größeren Räumen, die ein immer stärker diversifiziertes Publikum anzieht. Als Folge aufklärerischen Gedankenguts verlässt die Musik ihren über Jahrhunderte gewahrten funktionalen Status und entwickelt sich zur Kunst eigenen Rechts. Eine Fülle an faszinierenden Akteuren (unter ihnen zunehmend auch Damen) und viele noch immer unerschlossene bzw. wenig kontextualisierte lokale Quellenbestände zeichnen die Musikgeschichte des 18. Jahrhunderts besonders aus und laden zur intensiven Beschäftigung mit ihr ein.
Simone De Angelis
Professor Simone De Angelis erforscht das Verhältnis von Geschichte und Philosophie der Wissenschaften und Medizin zwischen Renaissance und Aufklärung mit besonderer Berücksichtigung der Wissenschaften der Natur (Galileos Mondbeobachtungen, Newton’sche Physik, Physiologie, Anatomie, ’Wissenschaften vom Leben‘). Ein wichtiger Aspekt seiner Forschungen sind zudem die 'Wissenschaften vom Menschen’, die Naturgeschichte zwischen 1750 und 1800 sowie die Beziehungen zwischen Natur- und Menschheitsgeschichte. Daraus resultiert ein wissenschaftsgeschichtlich-philosophischer und anthropologischer Schwerpunkt der Aufklärungsforschung. Im Rahmen des Profilbereichs Dimensionen von Europa erforscht er ferner Konzepte und Diskurse von Europa im späten 17. und 18. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung der Beziehung der Aufklärung zum Islam und dem ’historischen Westen‘.
Klaus-Dieter Ertler
Klaus-Dieter Ertler beschäftigt sich mit der journalistischen Gattung der „Spectators“ oder Moralischen Wochenschriften, welche in England zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Ausgang nahm, sich bald in ganz Europa verbreitete, bevor sie zu einem wichtigen Indikator für das Diskurssystem der Aufklärung wurde. Unsere auf mehrere Jahre angelegten Projekte verfolgten das Ziel, eine zentrale Datenbank für sämtliche europäische Moralische Wochenschriften zu erstellen. Derzeit stehen Darstellungen und Analysen von spanischen, italienischen und französischen Texten zur Verfügung. Dabei werden zahlreiche Perspektiven der Darstellungsebenen und Erzählformen sichtbar gemacht.
Robert Felfe
Wichtige Schwerpunkte meiner Arbeit als Kunsthistoriker sowie eigene Forschungsvorhaben widmen sich den zahlreichen Verbindungen und Interaktionen zwischen bildenden Künsten und Wissen in der Frühen Neuzeit. Ein besonderer Akzent liegt dabei auf der Geschichte des Sammelns vom 16. bis 18. Jahrhundert. Hiermit verbunden sind etwa Untersuchungen zu Bildern und ihrer Rolle bei der Vermittlung enzyklopädischer Konzepte, zur systematischen Verschränkung von Künsten, Natur und Geschichte, wie auch – speziell im 18. Jahrhundert – zu Tendenzen einer zunehmenden Ausdifferenzierung der einzelnen Wissensbereiche und Disziplinen. Verbunden sind diese Themen und Aspekte mit Forschungen zur Epistemologie von Bildern, sowie zu Konstellationen von künstlerischer Praxis, Kunsttheorie und Ästhetik.
Harald Heppner
Fachliches Interesse: Europas Südosten im langen 18. Jahrhundert und dessen Rolle am Kontinent, Leiter mehrerer Forschungsprojekte zu diesem Themenfeld. Obmann der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18.Jh. 1994-2001, lokaler Koordinator des 13. Internationalen Kongresses für die 18.-Jh.-Studien 2011 an der Universität Graz; Sprecher des Doktoratsprogramms 2009-2014 sowie 2018-2024; Obmann der Gesellschaft zur Erforschung des 18.Jh. im südöstlichen Europa an der Universität Graz 2016-2025.
Sabine Jesner
Dr.in Sabine Jesner ist Südosteuropahistorikerin mit Forschungsschwerpunkten in der Militär- und Medizingeschichte des langen 18. Jahrhunderts. Ehe sie 2024 an das Militärhistorische Institut / Heeresgeschichtliche Museum [bmlv] wechselte, war sie als Projektleiterin (PI) und Senior Lektorin an der Abteilung für Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie [SOEGA] an der Uni Graz tätig. Sie ist eine Expertin für die Habsburgische Militärgrenze, zivile und militärische Gesundheitssysteme und Public Health sowie die Entwicklung vormoderner »medikaler Räume« wie Quarantänestationen und Invalidenhäuser.
Militärisches Institut/Heeresgeschichtliches Museum [bmlv], Wien
Alois Kernbauer
In der Zeit um 1600, die häufig mit dem Schlagwort „Scientific Revolution“ belegt wird, setzte in der europäischen Geistes-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte eine Periode ein, die zu den entscheidenden Veränderungen des 18. Jahrhunderts führte. (A. Kernbauer, „Revolutio“ um 1600, 2020).
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden neue Lesekulturen, Bildungs- und Wissenshorizonte, die in zunehmender Weise verändernd auf die Lebensformen aller Menschen, indirekt auch auf die der vorderhand noch weitgehend bildungsfernen Schichten, wirkten. Dies war umso bedeutsamer, als gleichzeitig Veränderungen im sozioökonomischen und im staatlich-administrativen Bereich einsetzten, die – nicht zuletzt als Folge des sich beschleunigenden Bevölkerungswachstums - zum Zerbrechen bestehender Ordnungen führten, an deren Stelle neue Strukturen traten. Essentielle Fragen des menschlichen Seins und des gesellschaftlichen Zusammenlebens wurden nach und nach neu definiert.
Im intellektuellen Bereich führte dies zu neuen Wissenskulturen, die sich zu protowissenschaftlichen Formen weiterentwickelten und aus denen im 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der neuen naturwissenschaftlichen Methoden die modernen Wissenschaftsdisziplinen hervorgingen: Aus „Technologie“ im Sinne Johann Beckmanns (A. Kernbauer, Beckmanns Allgemeine Technologie. Herrn Hofrath Beckmanns Vorlesungen über die Technologie, 2002) wurden die Technikwissenschaften, aus der Waldkunde die Forstwissenschaften (A. Kernbauer, Wald und Forst – von der Waldkunde zur Forstwissenschaft. Nachhaltigkeit, Wirtschaftswachstum und Fortschrittswille als Triebkräfte für die Entstehung einer Wissenschaftsdisziplin, 2022), aus der Bergbaukunde gingen die Bergbauwissenschaften hervor usw.
Diese Entwicklung hatte weitreichende Folgen und fand ihren Niederschlag u.a. in den Ausbildungsstätten, deren Curricula der Wissenschaftsentwicklung entsprechend verändert wurden, um neue Erkenntnisse zu berücksichtigen; aus den höheren Schulen und Akademien des 18. Jahrhunderts wurden im 19. Jahrhundert Hochschulen des neuen Typus, dem Sinnbild der Wissenschaft, die als vierte Produktivkraft neben Arbeit, Boden und Kapital trat.
Rudolf Meer
Spezialisierung (AOS): Immanuel Kant, Pre-History of the Scientific World View, Neukantianismus, Women in Science Interessen (AOC): Aufklärungsforschung, Realismus/Antirealismus, Theorien der Einbildungskraft, Integrated History and Philosophy of Science
Rudolf Meer hat 2017 an der Universität Graz mit Auszeichnung promoviert. Nach einer Postdoc-Stelle an der Universität Graz war er Marie Curie STAR Fellow an der Universität Siegen. Seit März 2024 ist Rudolf Meer PI des von der DFG-geförderten Projekts Alois Riehl's Critical Realism: Spatial and Temporal Foundations of Science (Projektnummer: 521640504).
Ein Großteil seiner neueren Arbeiten und laufenden Projekte befasst sich mit der Geschichte philosophischer Ideen und der philosophischen Analyse der Wissenschaft, insbesondere mit den Quellen wissenschaftlicher Philosophie. In seinen jüngsten Arbeiten hat er die historischen Auswirkungen von Maupertuis’ Prinzip der kleinsten Wirkung, die Entwicklungsgeschichte des psycho-physischen Monismus, die Möglichkeit eines kritischen Realismus auf der Grundlage von Kant und die Beziehung zwischen Mach und Riehl untersucht.
Die Wissenschaftsgeschichte und -philosophie des 18. Jahrhunderts stehen daher im Mittelpunkt seiner interdisziplinären Forschung.
Christian Neuhuber
Christian Neuhuber, Assoziierter Professor für Neuere deutschsprachige Literatur, studierte in Graz Germanistik, das Fächerbündel ‚Bühne, Film und andere Medien‘, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die (v.a. österreichische) Literatur der Barockzeit mit Fokus auf Intermedialität, Editionsphilologie, Theatergeschichte und Dialektkultur, wobei das quellenbasierte Arbeiten, Archivrecherche, Handschriftenexpertise, editionsphilologische Aspekte, interdisziplinäre Ansätze und historische Kontextualisierungen im Mittelpunkt stehen. Aktuelle Publikation: Graz und das Berufstheater im 17. Jahrhundert (2024).
Institut für Germanistik (Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung), Graz
Yvonne Völkl
Yvonne Völkl studierte Französische Philologie in Graz, Paris und Montreal. Im Jahr 2011 promovierte sie zum Thema Jüdische Erinnerungsdiskurse in der frankophonen Migrationsliteratur Quebecs (Peter Lang, 2013). In ihrem Habilitationsprojekt untersuchte sie die Geschlechtsspezifische Wissens- und Welterzeugung in den französisch- und spanischsprachigen Moralischen Wochenschriften des 18. Jahrhunderts (transcript, 2022). Sie ist Mitherausgeberin mehrerer Publikationen, u.a. Discourses on Economy in the Spectators / Discours sur l’économie dans les spectateurs zusammen mit K.-D. Ertler und S. Baudry (Dr. Kovač, 2018); Observations – Beobachtungen zu Literatur und Moral in der Romania und den Amerikas mit A. Göschl (LIT, 2019); Storytelling in the Spectators / Storytelling dans les spectateurs mit K.-D. Ertler, E. Hobisch, A. Fuchs, H. Fernández (Peter Lang, 2020) und Pandemic Protagonists. Viral (Re)Actions in Pandemic and Corona Fictions (transcript, 2023) mit J. Obermayr und E. Hobisch.
Ingeborg Zechner
Ingeborg Zechner beschäftigt sich als Musikwissenschaftlerin mit multimedialen Musiktheaterformen im 18. Jahrhundert (italienische und französische Oper sowie Ballett) in ihren soziokulturellen, politischen und ökonomischen Kontexten sowie mit Fragen von Musik und Mobilität bzw. Musik und Medialität. Das von 2024 bis 2028 laufende Forschungsprojekt „GuDiE – Digitale Edition der Theaterchroniken Philipp Gumpenhubers“ widmet sich der Erstellung einer digitalen Edition einer Wiener Theaterchronik aus den Jahren 1758 bis 1763.
Insitut für Kunst- und Musikwissenschaft, Graz